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Bauarbeiten in Radfeld: Dauerärgernis für Anrainer

Dienstag, 12 November 2013
Freigegeben in Lokales
Am Kalkgassl wird seit 2012 fleißig gebaut. Doch die Straße hält dem erhöhtem Schwerverkehr nicht Stand. Gröbere Straßen- und sogar Häuserfassadenschäden sind die Folge.

RADFELD (bb) LKWs bis zu 40 Tonnen fahren täglich dicht an der Haustür vorbei und verursachen neben der Lärmbelästigung auch Schäden an der Hauseinfahrt und -fassade sowie gröbere Verkehrsbehinderungen: Das ist seit 2012 Alltag für die Anrainer des Kalkgassls in Radfeld. In der Nachbarschaft wird nämlich gebaut. Zudem ist nun auch eine größere Wohnanlage in Planung, was wiederum mehr LKW-Fahrten bedeutet. Nun reicht es den Anrainern. Sie fordern von der Gemeinde eine Lösung des massiven Verkehrsproblems.

Haus- und Straßenschäden

Seit der Aufnahme der ersten Bauarbeiten für zwei Einfamilienhäuser am Kalkgassl im Jahr 2012 herrscht durchgehender Schwerverkehr. Bis zu 80 Fahrten pro Tag zählen die betroffenen Anrainer. Zudem wiegen die LKWs um die 40 Tonnen. Und das auf einer Straße, die ursprünglich nur für den Fußgängerbetrieb geplant war. Kein Wunder, dass sie der enormen Belastung nicht Stand hält. Dementsprechend beginnt die Straße aufgrund der hohen Last abzusinken. Die Folgen sind verheerend: Risse an Hausfassaden und Gartenmauern, Beschädigung der Straße sowie der Randsteine. Außerdem besteht Gefahr, dass der Kanal entlang dem Kalkgassl durch den Druck der absinkenden Straße beschädigt wird. Auch der Verkehrsfluss wird durch die häufigen LKW- Transporte schwer behindert. Denn aufgrund der schmalen Straße (engste Stelle 3,10 m breit) muss der Gegenverkehr zumeist lange warten bis der LKW mit einer durchschnittlichen Breite von 2,50 m vorbeifahren kann. Ein Zustand der für großes Ärgernis unter den Anrainern sorgt.

Neue Wohnalagen geplant

Nun ist der Bau einer größeren Wohnanlage geplant.  Dies bedeutet eine zusätzliche Verkehrsbelastung bis mindestens 2017. Die Anrainer fordern eine Lösung noch vor Baubeginn in Form einer Verlängerung und Einbindung des Kalkgassls in die Dorfstraße. „Wir sind nicht gegen den Bau der Wohnanlagen, ganz im Gegenteil! Das geplante Projekt ist wichtig für die Gemeinde. Aber der Bau darf nicht zu Lasten der Anrainer fallen. Man kann uns doch nicht einfach so überfahren!“ erklärt ein Anrainer des Kalkgassls. Bgm. Mag. Josef Auer wurde bereits informiert. Nun hoffen die betroffenen Bürger, dass die unzumutbaren Zustände ehestmöglich geändert werden.
Mit 1. Oktober 2012 hat Bgm. Ing. Wolfgang Holub das Zepter offiziell an seinen Vize-Bürgermeister Dietmar Wallner übergeben. Holub scheidet aus gesundheitlichen Gründen aus der Politik aus. Bis zur Neuwahl (voraussichtlich Februar 2013) führt nun Wallner die Marktgemeinde.

JENBACH (cm) „Wer ist dieser Dietmar Wallner?“ Der ROFAN-KURIER hat den neuen Bürgermeister von Jenbach zum Interview gebeten, um dies rauszufinden...

Zur Person Dietmar Wallner

Jenbachs neuer Bürgermeister Dietmar Wallner ist „Baujahr“ 1968. Er ist verheiratet mit seiner Frau Marion, die beiden haben zwei Söhne (15 und 17). Wallner ist in Kirchbichl aufgewachsen und hat in Jenbach einige Jahre die HTL besucht und dann eine Elektriker-Lehre begonnen. Nach dem Abschluss hat er sich einen „Jugendtraum“ erfüllt: „Ich bin zur Gendarmerie gegangen. Das habe ich mir schon immer gewünscht“, sagt Wallner.
Damit ist er in guter Gesellschaft: Auch LHStv. Hannes Gschwentner und LH Günther Platter sind gelernte Gendarmen...
Wallner war am Posten Kufstein sowie bei der Autobahn-Gendarmerie Wiesing im Einsatz. Nach dem Kommandanten-Kurs wurde er Kommandant-Stv. am Achensee, später wechselte er zur Fremdenpolizei nach Innsbruck und schließlich ins Landes-Kriminalamt, wo er hauptsächlich in Sachen Menschenhandel und Schlepperei ermittelt.

Dienst und Bürgermeister-Amt

Während seiner Zeit als interimistischer Bürgermeister hat Wallner seine Dienstzeit im Kriminalamt reduzieren können. „So kann ich für die Bürger da sein“, sagt er.
Bei der Neuwahl wird Wallner als Spitzen-Kandidat für die Jenbacher ÖVP ins Rennen gehen. Auf die Frage: „Ist Bürgermeister ein Nebenjob, wenn Sie gewinnen“, sagt Wallner: „Auf keinen Fall. Dann lasse ich mich zu 100 % karenzieren und widme mich ganz der Aufgabe als Bürgermeister von Jenbach. Das Bürgermeister-Amt von Jenbach ist kein Teilzeit-Job.“

Zu Vorgänger Wolfgang Holub

„Parteipolitisch unabhängig betrachtet ist Wolfgang Holub eine beeindruckende Persönlichkeit. Er hat Jenbach über 20 Jahre lang seinen Stempel aufgedrückt. Ich habe wirklich nicht alle seine Entscheidungen mitgetragen, aber dennoch muss man anerkennen, dass er für Jenbach einiges weitergebracht hat. Auch wenn wir im Gemeinderat unsere Ränke hatten.“

Was Wallner verbessern will

„Gerade im Bereich Wirtschaftsbelebung muss sich in Jenbach etwas tun. Die Industrie steht hier sehr gut da. Aber die gewerbliche Wirtschaft muss unterstützt werden. Die Betriebe tun sich schwer – auch weil unser Ortskern nicht wirklich 100%ig funktioniert. Für den Handel stimmen die Rahmenbedingungen nicht. Auf potentiellen Einkaufs-Parkflächen parken tagelang Autos von Leuten, die hier wohnen.“

Ein Parkhaus für Jenbach

Auf die Frage, wie er das verbessern würde, sagt Wallner: „Wir brauchen ein Parkhaus oder eine Tiefgarage. Bevorzugt beim Bahnhof. Und man kann sich da auch nicht gleich querlegen, nur weil Bund und ÖBB wollen, dass sich die Gemeinde ein wenig an den Kosten beteiligt. Wir müssen hier Parkflächen zu günstigen Preisen auch für Einheimische anbieten, damit wir die Parkflächen vor unseren Geschäften frei bekommen.“
Gemeinsam mit einer Beratungs-Firma, mit den Gemeinderäten, Bürgern und Unternehmern soll derzeit ein Konzept zur Ortskern-Belebung ausgearbeitet werden.

Der Unterschied zu Holub ist...

„Ich möchte, dass Jenbach wieder seine Rolle als regionaler Hauptort übernimmt. Diese Rollen hatten wir Jahrzehnte lang und wir dürfen uns gerade auch als wichtiger Vekehrsknotenpunkt diesen Rang nicht ablaufen lassen. Ich nenne hier wieder das Projekt Parkhaus, für das ja die Pläne bereits stehen.“

Stichwort „Ausländer“

„Leute, die legal hier sind, müssen auch politisch eingebunden werden. Integrationswillige muss man mitentscheiden lassen. Daher finde ich auch die Initiative von Wolfgang Palaver nicht schlecht, der vor allem einer Migranten-Gruppe den Zugang zum Gemeinderat ermöglicht hat. Man muss zeigen: „Integration zahlt sich aus“. Migranten sollen auch Zugang zu den gängigen Kultur- und Sportvereinen haben. Wovon ich nichts halte, sind Dis-Integrative Aktionen, wie ein „Türkischer Fußballverein“. Bei Vereinen soll es um den Vereinszweck gehen – und nicht um „türkisch“, „kroatisch“ oder „muslimisch“. Ich halte auch nichts davon, dass solche Vereine dann öffentliche Anlagen nützen wollen, obwohl sie sich aktiv ausgrenzen wollen.“
 
Stichwort „Minarett“

Auf die Frage, ob er „FÜR“ oder „GEGEN“ ein Minarett in Jenbach wäre, sagt Wallner: „Das ist ein sehr polarisierendes Bauwerk, ein Minarett. Aber diese Frage stellt sich derzeit in Jenbach nicht. Ich denke, ein Minarett-Bau würde dem Ort nichts bringen.“ ... und wenn ein entsprechender Antrag eingereicht würde? „... dann müsste ich den Antragstellern abraten. Das würde den sozialen und ethnischen Frieden im Ort gefährden. Tirol ist noch nicht reif für Minarette. Ich bin aber gegen ein generelles Minarett-Verbot. Ich denke nicht, dass die Muslime in Jenbach ein Minarett wollen.“

TGKK-Obmann Michael Huber geht

Montag, 02 Juli 2012
Freigegeben in Tirol-Nachrichten

Der Stanser Bürgermeister Michael Huber legt mit Anfang Juli seine Funktion als Obmann der Tiroler Gebiets-Krankenkasse (TGKK) zurück. Er hinterlässt seinem Nachfolger eine sanierte und schuldenfreie Kranken-Kasse.

TIROL/INNSBRUCK/STANS (cm) Wochenlang wurde in der TGKK darüber diskutiert, ob es denn statthaft sei, dass dem Obmann der TGKK ein Volvo XC60 als Dienstwagen zur Verfügung gestellt wird. Gemäß den Statuten der Kasse stünde dem Obmann dabei sogar ein Fahrer zu. Ein Dienstposten, den Huber eingespart hat. Stattdessen hat er einen dringend benötigten Handwerker eingestellt und vereinzelt längere Dienstfahrten mit einem Mitarbeiter als Fahrer absolviert. Den besagten Dienstwagen hat ihm die Buchhaltung in der Kammer vorgeschlagen. Es sei für die TGKK billiger gewesen. Auch die Art des Fahrzeuges ist gemäß Statuten in etwa vorgeschrieben. Und: Huber hat über 300,- EURO pro Monat bezahlt, um das Fahrzeug nutzen zu können. Doch wie dem ROFAN-KURIER zugetragen wurde, wäre das nicht der erste Vorfall, bei dem Huber als TGKK-Obmann bei AK-Präsident Erwin Zangerl angepatzt worden ist.
Eine Taktik, die früher oder später das Bild einer Person verändert. Huber wollte offenbar nicht abwarten, bis es hier zu einem echten Bruch durch politische Wadelbeisserei kommt. Der ehemalige Obmann dazu auf Anfrage des ROFAN-KURIER: „Ich habe immer versucht, meine Aufgabe so zu erfüllen, dass für die Menschen und für die Kasse das beste Ergebnis dabei herauskommt. Ich denke, das ist nicht so schlecht gelungen. Ich gehe aufrecht aus diesem Haus. Die TGKK übergebe ich saniert und schuldenfrei an meinen Nachfolger. Für politische Grabenkämpfe stehe ich aber nicht zur Verfügung." Auf weitere Hintergründe wollte Huber nicht eingehen. Durch eine berufliche Veränderung soll Huber aber auch nicht mehr Betriebsrat gewesen sein, weshalb die Arbeiterkammer auch seinen Arbeitnehmerstatus geprüft haben soll. Obmann der Gebietskrankenkasse könne aber nur ein Arbeitnehmervertreter sein.

Statement Bgm. Huber

Nach viereinhalbjähriger Führung legte Obmann Michael Huber seine Funktion in der Tiroler Gebietskrankenkasse (TGKK) nun mit 29. Juni 2012 zurück. Bgm. Michael Huber: „Ein Schwerpunkt meiner Tätigkeit lag im Bereich der Prävention und Gesundheitsförderung. Während meiner Amtszeit ist es gelungen, die TGKK aus den roten Zahlen zu bringen. Inzwischen steht die Kasse schuldenfrei da, verfügt sogar über einen kleinen Rücklagenpolster. Nicht vergessen möchte ich hier besonders die Leistungen der engagierten und bestens qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der TGKK. Aufgrund der jahrelangen schwierigen finanziellen Situation der TGKK war der Vorstand gezwungen, alle freiwilligen Leistungen zu streichen. In letzter Zeit ist es jedoch gelungen, besonders im Bereich Kindergesundheit, Verbesserungen punktuell möglich zu machen. Auf jeden Fall kann ich behaupten, ein bestens geführtes und aufgestelltes Haus übergeben zu können."

 

Vergangenen Winter wurden in der Radfelder Discothek „Arena Tirol“ nicht nur die Tanzbeine, sondern auch die Fäuste geschwungen! Die vermehrten Rangeleien, die sich zumeist außerhalb der Disco abspielten, bekämpften Polizei und Gemeinde nun mit strengeren Sicherheits-Maßnahmen.

RADFELD (aw) Im vergangenen Winter beklagte die Polizeiinspektion Kramsach vermehrte Einsätze bei der Radfelder Disco „Arena Tirol“. Vor allem außerhalb des Gebäudes, am Parkplatz der „Arena“, kam es immer wieder zu Handgreiflichkeiten, die in teils schweren Körperverletzungen resultierten. Neben diversen Kiefer- und Nasenbeinbrüchen gab es aber auch Sachbeschädigungen.

Maßnahmen zeigen Wirkung

Der Bürgermeister von Radfeld NR Josef Auer war über die Eskalationen Ende 2011/Anfang 2012 besonders entrüstet: „Die Discothek besuchen ja auch friedliche Leute, die einfach nur Spaß haben wollen“. Aus diesem Grund führte die Gemeinde Radfeld, in Zusammenarbeit mit der Discothek, verschärfte Maßnahmen ein. Es wurde nicht nur die Security aufgestockt, auch ein  Hund wurde dem Team hinzugefügt. Desweiteren wurde eine Video-Aufzeichnung im Freien errichtet.
„Bis jetzt haben diese neuen Mittel gefruchtet. Doch wir müssen die Entwicklung über einen längeren Zeitraum beobachten“, erklärt Bruno Bichler, Kommandant der Polizeiinspektion Kramsach.
Sollten die Ausschreitungen wieder häufiger werden, droht Bürgermeister Auer mit weiteren Konsequenzen: „Dann wird die Sperrzeit eben vorverlegt“. Auer bezieht sich in seiner Aussage auf den Zeitraum, in dem sich die meisten Einsätze abspielten: zwischen 1:00 und 2:00 Uhr morgens. Auch wenn der Bürgermeister eingesteht, dass dann die Gefahr bestünde, dass derartige Vorfälle einfach früher stattfinden.

Schottergrube: Wie geht es weiter?

Dienstag, 29 Mai 2012
Freigegeben in Tirol-Nachrichten

Die Firma Unterrainer GmbH Kirchbichl hat 2009 den Antrag auf Wiederaufnahme des Abbaus bei der Schottergrube First gestellt. 800.000 m3 oder 1,6 Mio. Tonnen Schotter sollen hier abgebaut und mit LKWs durch Breitenbach und Kundl abtransportiert werden.

BREITENBACH/KUNDL (cm) Mittlerweile 2009 meldete die Firma Unterrainer in Kirchbichl Begehrlichkeiten zur Schottergrube „First“ in Breitenbach an: Zusätzliche 1,6 Mio. Tonnen Schotter will man hier abbauen.
Aktuell wartet die BH Kufstein offenbar noch immer auf die vom Projektwerber angeforderten Ergänzungs-Gutachten. Angefragt wurde von Unterrainer um eine Agrar-, Naturschutz- und Wasserrechtliche Bewilligung.
Auch bei der Gemeinde Breitenbach sind dazu bisher keine neuen Informationen eingelangt...
Erschwerend für das Projekt ist, dass das Gelände (in starken Wintern) offenbar lawinengefährdet ist. „Im letzten Winter ging eine große Lawine auf das Gelände ab“, weiß Bgm. Ing. Alois Margreiter.

Gemeinde skeptisch

Seitens der Gemeinde Breitenbach sieht man das Konzept nach wie vor mit Argusaugen. „Wir sind nicht wirtschafts-feindlich, wie uns der Betreiber immer vorwirft. Wir können es aber nicht hinnehmen, dass durch unseren Ort Hunderte zusätzliche LKW donnern. Wir haben bereits 6.000 Fahrzeuge pro Tag“, stellt Bgm. Ing. Alois Margreiter klar.
Der Gemeinderat hat jedenfalls einen Beschluss gegen die Erweiterung gefasst und eine Bedarfsprüfung verlangt. Falls diese positiv ausgehen sollte, sprach sich der Gemeinderat für eine Beschränkung des Abbaus auf 12 LKW-Ladungen pro Tag aus, denn der gesamte Abtransport würde durch das Dorf verlaufen.

BH Bidner: „Weitere Unterlagen nicht eingebracht“

BH Dr. Christian Bidner zum Stand der Dinge: „Die von der BH geforderten ergänzenden Projektunterlagen wurden bis dato nicht vorgelegt. Bis jetzt wurden aber auch die Anträge auf Erteilung der notwendigen Bewilligungen nicht zurückgezogen. Die Verfahren sind also nach wie vor anhängig.  Sollten die Unterlagen in angemessener Zeit vorgelegt werden, so schiene ein Abschluss (der Verfahren, Anm.) noch im heurigen Jahr wahrscheinlich.

In der Reihe der Polit-Interviews im ROFAN-KURIER spricht in dieser Ausgabe der SPÖ-Landtagsabgeordnete, Klubobmann-Stellvertreter, Bezirks-Parteivorsitzende und Bürgermeister von Kaltenbach, Klaus Gasteiger, über aktuelle politische Themen wie die Innsbruck-Wahl.

TIROL (cm) Klaus Gasteiger ist  Jahrgang 1965 und gelernter Tischler. Mit seiner Frau Maria hat er zwei Kinder (Clemens und Alexander). Gasteiger ist seit 2000 Bürgermeister von Kaltenbach, seit 1999 Bezirks-Parteivorsitzender der SPÖ Schwaz und Mitglied des Landesparteivorstandes der SPÖ. Seit 2003 sitzt Gasteiger auch im Tiroler Landtag.

ROKU: „Die Innsbrucker Gemeinderatswahl und die neue Stadtregierung waren wochenlang Polit-Thema Nummer eins. Tragisch ist vor allem die Wahlbeteiligung...“

GASTEIGER: „Offensichtlich interessiert 50% der Innsbrucker Bevölkerung die Politik nicht mehr! Leider fehlt mir auch das Patent-Rezept um entsprechend gegenzusteuern. Ich glaube aber, man muss sich jeden Tag mit vollem Einsatz um die Anliegen der Bürger bemühen. Das ist die einzige Antwort darauf.“

ROKU: „Beim Duell der Bürgermeister-Kandidaten Oppitz-Plörer und Platzgummer wählten nur mehr  44,5 Prozent. Warum? “
GASTEIGER: „Es ist bedenklich, dass damit die Bürgermeisterin der Landeshauptstadt nur mehr von 24% der  Innsbrucker gewählt wurde. Ich hoffe nicht, dass wir da die Zukunft der Wahlen in Tirol sehen.“

ROKU: „Was sagst du zur Stadtregierung in Innsbruck: FI, SPÖ und Grüne. Eine Koalition aus Wahlverlierern mit dem einzigen Zweck, die ÖVP auszusperren und die Macht von Oppitz-Plörer zu erhalten?“

GASTEIGER: „Ob das so ge-plant war, kann ich nicht beurteilen. Die SPÖ-Stadtpartei arbeitet autonom und hat versucht, wahrscheinlich aus ihrer Situation das Beste zu machen!“
 
ROKU: „Oppitz-Plörer hat hier gut taktiert. Die SPÖ hat sich auch gut verkauft. Aber denkst du, dass es gut für die ohnehin politikverdrossene Bevölkerung ist, die Wahlsieger und die stärkste Partei von der Innsbrucker Stadt-Regierung auszusperren? Warst du dafür, dass die SPÖ hier mitmacht?“

GASTEIGER: „Ich darf daran erinnern, dass es noch nicht lange her ist, als ÖVP-Obmann Wolfgang Schüssel als drittstärkste Partei mit FPÖ-Obmann Jörg Haider eine Bundesregierung bildete und Wolfgang Schüssel Bundeskanzler wurde! Das ist halt  die Demokratie, und als solche zu respektieren.“
 
ROKU: „ÖVP und SPÖ haben ja vor der Regierungsbildung (Innsbruck) bekanntgegeben, dass man sich in Koalitions-Fragen bereits einig ist. War das seitens der SPÖ nur Taktik, um Oppitz-Plörer zu Zugeständnissen zu bringen?“
 
GASTEIGER: „Das kann ich nicht beurteilen, da ich nicht im Verhandlungsteam der SPÖ war.“

ROKU: „Muss die Demokratie abgeschafft werden, wenn sie ohnehin keinen mehr interessiert? Bist du für eine Wiedereinführung der Wahlpflicht?“

GASTEIGER: „Ich denke, die Wahlpflicht bringt nichts. Viele Menschen vergessen leider, dass in anderen Ländern der Welt um das Recht, mitbestimmen zu können und um Demokratie Kriege geführt werden. In Österreich haben vor etwa 80 Jahren (Mitte der 30er Jahre) Menschen aufeinander geschossen und für ihr Recht auf Demokratie gekämpft!“

ROKU: „Politikwissenschafter wie Prof. Plasser sagen, amerikanische Zustände kommen mit einer Zeitverzögerung von etwa 10 bis 20 Jahren auch zu uns. Vor 20 Jahren hat man in Innsbruck in der Nacht sicher spazieren gehen können. Heute ist das nicht mehr so. Kommt jetzt die Zeit, in der die Politik nur noch für ein Viertel der Menschen Entscheidungen trifft?“

GASTEIGER: „Das muss verhindert werden. Ich bin aber auch gegen ein Mehrheits-Wahlrecht. Es darf nicht so werden, dass sich – wie  beispielsweise in Amerika – nur mehr Reiche eine Wahl für ein öffentliches Amt überhaupt leisten können. Jeder Mensch muss für die höchsten politischen Ämter kandidieren können.“

ROKU: „Die SPÖ hat in der größten Stadt Tirols mit etwa 160.000 Einwohnern bei der Stadtgemeinde-Wahl 5,2 Prozent verloren. Sie ist von 21,7 auf 14,2 Prozent abgesackt. Was läuft deiner Meinung nach schief?“

GASTEIGER: „Bei einer Wahl bietet man den Wählern eine Partei aus Kandidatinnen und Kandidaten mit deren Ideen an. Offensichtlich hat da bei der SPÖ in Innsbruck etwas nicht gepasst...“  

ROKU: „Lassen diese massiven Verluste für die SPÖ bereits einen Trend für die Landtagswahl erkennen?“

GASTEIGER: „Nein. Das schließe ich aus. Die SPÖ-Mandatare im Landtag und in der Regierung leisten tagtäglich gute Arbeit. Ich gebe aber zu: Die Vermarktung könnte besser sein.“

ROKU: „Was sagst du zum Verhaltens-Kodex für Politiker von der ÖVP?“
                 
GASTEIGER: „Persönlich halte ich davon nichts! Wer sich für ein politisches Amt zur Verfügung stellt, sollte von sich aus soviel Moral, Anstand und Ehre mitbringen, um sich nicht auch noch selbst einen Kodex dafür verordnen zu müssen! Das macht mich traurig. Ein paar wenige korrupte Politikerinnen und Politiker bringen das gesamte System in Misskredit. Viele Kolleginnen und Kollegen haben sich das ganz einfach nicht verdient. Ich persönlich brauche keinen Ehrenkodex, keine Vereinbarung oder vielleicht einen Tanzkurs, um zu wissen, wie man sich am politischen Parkett  verhält. Ehre und Anstand sowie die eigene Erziehung müssen genügen, um zu wissen, was man darf und was nicht!“

ROKU: „Stichwort Hypo: Da hast du sogar Anzeige erstattet. Warum wurden an die Sanierung der Hypo keine Bedingungen geknüpft?“

GASTEIGER: „Die Zeit zwischen Thematisierung und Entscheidung im Landtag betrug drei Tage. Das war viel zu kurz. Bis heute liegen noch keine nachvollziehbaren schriftlichen Entscheidungs-Grundlagen vor!“

ROKU: „Was sagst du zum Transparenzpaket zur Parteienfinanzierung?“

GASTEIGER: „Auch hier gilt, dass leider ein paar wenige korrupte Politiker das System in Österreich schlecht gemacht haben. Den Bundes- und Landesgesetzgebern bleibt damit keine andere Chance, als mit einem Transparenzgesetz zu reagieren. Ich fürchte aber, hier könnte in vorauseilendem Gehorsam etwas geschaffen werden, das die Politik noch mehr in die Geiselhaft des Kapitalismus treibt. Freundschaft!“

ROKU: „Danke für das Gespräch.“

In der Interview-Reihe des ROFAN-KURIER spricht diesmal der Obmann der Tiroler Gebiets-Krankenkasse, Bgm. Michael Huber aus Stans über die neue Nacht-Bereitschaftsnummer „141“, mit der Bürgerinnen und Bürger in teilnehmenden Gemeinden auch in der Nacht einen Hausarzt erreichen.

TIROL (rr) Michael „Mike“ Huber ist Baujahr 1958, er ist verheiratet, lebt in Stans, wo er seit 2010 auch Bürgermeister ist und hat zwei erwachsene Kinder.
In Mödling besuchte er die Sozialakademie. Zwischen 2000 und 2011 war er Stellvertreter des Betriebsratsvorsitzenden bei Swarovski. Innerhalb der Sozialversicherung war er bei der AUVA in der Landesstelle Salzburg und in der Hauptstelle Wien als Obmann-Stellvertreter tätig. Seit 2008 ist er Obmann der Tiroler Gebiets-Krankenkasse TGKK.

Seit Anfang 2011 wird Schritt für Schritt der „Nacht-Bereitschaftsdienst“ in Tirol eingeführt. Unter der Telefonnummer 141 kann in teilnehmenden Gemeinden auch in der Nacht ein Hausarzt aus der Umgebung erreicht werden.
Teilnehmende Ärzte erhalten dafür 170,- EURO Bereitschaftsgeld pro Nacht und das doppelte Visite-Honorar. Dafür spart sich der Steuerzahler eventuell Notarzt- und Rettungseinsätze bei leichteren Fällen.

ROKU: „Seit wann arbeiten die Kassen und die Landesregierung an der Einführung der Nachtbereitschaft?“

HUBER: „Nach zweijähriger Vorbereitungszeit erfolgte nach entsprechender Beschlussfassung des Tiroler Gesundheitsfonds (TGF) mit Beginn 2011 der Startschuss für dieses Projekt in acht Pilotsprengeln.“

ROKU: „Wie viele Gemeinden nehmen tirolweit bereits an dieser Aktion teil?“

HUBER: „Es ist derzeit in 34 von 51 Sprengeln der Nachtbereitschaftsdienst (Nacht-BD) eingerichtet. Es nehmen 127 Vertrags- und Wahlärzte für Allgemeinmedizin teil. Davon profitieren bereits die Bürger in 123 Tiroler Gemeinden.“

ROKU: „Was kostet die Nachtbereitschaft flächendeckend und wer bezahlt das?“

HUBER: „Die Kosten für die reine Bereitschaft – also nicht für die erbrachten ärztlichen Leistungen – wurden bei einem flächendeckenden Ausbau mit 2,26 Mio. EURO festgesetzt. Davon trägt der TGF 1,66 Mio. EURO und das Land Tirol  300.000,-  EURO. Die restlichen 300.000,- EURO werden von den Tiroler Krankenversicherungs-Trägern anteilsmäßig finanziert.“

ROKU: „Wenn diese Aktion für die Gemeinden kostenlos ist: Warum nehmen etliche noch nicht daran teil?“

HUBER: „Entscheidend für die Teilnahme ist die Bereitschaft der Ärzte. Die Bürgermeister in den Gemeinden können lediglich positiv darauf einwirken, dass sich die Ärzteschaft für eine gute nächtliche Versorgung der Bevölkerung einsetzt.“

ROKU: „Ihr Heimatbezirk Schwaz gilt als Vorreiter: Hier sind – bis auf den Sprengel Fügen – alle Gemeinden dabei. Warum wollen die Fügener nicht?“

HUBER: „Das weiß ich nicht... An einer nicht ausreichenden Anzahl von Ärzten kann es nicht gelegen sein, da es im Sprengel sieben Vertrags- und Wahlärzte für Allgemeinmedizin gibt.“

ROKU: „Was sind die Vorteile der 141er-Rufnummer?“

HUBER: „Um nur einen zu nennen: Der Patient oder Angehörige müssen nicht lange schauen, wer  Dienst hat oder nach Telefonnummern suchen.“

ROKU: „Wird diese Aktion langfristig Geld sparen? Schließlich muss nicht immer gleich ein Notarzt-Team ausrücken, wenn es in der Nacht einen Anlassfall gibt…“

HUBER: „Vorrangiges Ziel   ist für uns freilich die Verbesserung der wohnortnahen Versorgung in den Nachtstunden von 19:00 Uhr bis 07:00 Uhr auch unter der Woche. Wir hoffen aber auch, dass es zu einer Entlastung der Spitalsambulanzen und des Rettungs- und Notarztsystems kommt, wenn unnotwendige Ambulanzkontakte – mit oder ohne Anforderung eines Rettungsdienstes – vermieden werden können.“

ROKU: „Was passier t, wenn jemand in einer Gemeinde, die nicht an der Aktion teilnimmt, 141 wählt?“

HUBER: „Nachdem 141 gewählt wird, meldet sich eine Stimme, die nach der Postleitzahl fragt. Nach Eingabe der Postleitzahl des Standortes mit der Tastatur des Telefons erhält der Anrufer den Hinweis, dass für seine Gemeinde noch kein Nacht-BD verfügbar ist. Er muss dann den Hausarzt oder eben die Rettung anrufen. Weiters erhält er die Servicenummer 14844 für den Krankentransportdienst mitgeteilt.“

ROKU: „Danke für das Gespräch!“

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