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Etliche Eltern waren entsetzt: Zwei Schul-Sozialarbeiter hatten Kindern ab 10 Jahren der  1. Klasse an der NMS Jenbach1 einen Sexual-Fragebogen serviert, der es in sich hat. Danach wurde noch ein Erektions-Film vorgeführt... Landes-Schulratspräsidentin LR Palfrader spricht dazu nun klare Worte.

JENBACH - Der Sexualkunde-Unterricht für Kinder ab 10 Jahren an der Neuen Mittelschule Jenbach1 sorgte kürzlich für Aufsehen: "Schul-Sozialarbeiter" hatten den Kindern einen Fragebogen serviert, der sprachlich als auch von den Fragen her laut Eltern "unterste Schublade" ist! Als "grob" und "dumm" werden sowohl der Fragebogen als auch das Zeigen eines Filmes über eine Penis-Erektion gegenüber dem ROFAN-KURIER bezeichnet (Bild).

Was sind die Konsequenzen?

Eltern stellen sich nun die Frage: Wie geht es weiter? Der Direktor des Landesschulrates, Dr. Reinhold Raffler, und die zuständige Landesrätin, Dr. Beate Palfrader (ÖVP) antworten.

ROFAN-KURIER: "Werden die beiden Schul-Sozialarbeiter weiterhin unterrichten bzw. von Lehrern hinzugezogen werden?"
Dr. Reinhold RAFFLER: "Schulsozialarbeiter dürfen grundsätzlich nicht unterrichten, weil sie keine Lehrer sind. Bei Bedarf können sie als Fachexperten dem Unterricht beigezogen werden, sofern der Inhalt vorher mit dem Lehrer abgestimmt ist."

ROKU: "Werden die Materialien, also der Fragebogen, weiterhin verwendet?"
RAFFLER: "Nein, dieser Fragebogen wird nicht mehr verwendet werden."

ROKU: "Werden die 'Erektions-Filme' weiterhin gezeigt?"
RAFFLER: "Zuerst ist festzuhalten, dass niemals Filme mit pornografischen Inhalten gezeigt werden dürfen und der gegenständliche Film auch nicht in diese Kategorie fällt. Da es genügend, für den Unterricht zugelassene Filme für Sexualerziehung gibt, werden die Schulen angewiesen, auf diese Materialien zurück zu greifen."

Klare Worte von Bildungs-Landesrätin Dr. Palfrader

Die amtsführende Landes-Schulratspräsidentin, LR Dr. Beate Palfrader (ÖVP), gibt dazu ein klares, ausführliches Statement ab: "Am 28. Feber 2018 wurde an der Schule der Hergang im Detail geklärt, der Vorfall aufgearbeitet und zufriedenstellendes Einvernehmen zwischen allen Beteiligten hergestellt. Offensichtlich waren im konkreten Fall sowohl die gesamte Materie als auch die verwendeten Materialien im Vorfeld nicht mit den Eltern angemessen abgesprochen worden, was in dieser Form nicht mehr vorkommen darf.  Deshalb ist die strikte Anweisung ergangen, in Hinkunft jede sensible Materie eng mit den Eltern abzustimmen. Es wurde weiters festgehalten, dass das verwendete Material, das von einem deutschen Verlag stammt, von Seiten des Landesschulrates als völlig ungeeignet angesehen wird und dieses in Zukunft keinesfalls mehr zum Einsatz kommen darf. Um so mehr als genügend Material zur Verfügung steht, das für den Unterricht in Österreich zugelassen ist. Insgesamt wird der Vorfall zum Anlass genommen, dem Thema Sexualerziehung durch die Schulaufsicht in nächster Zeit besonderes Augenmerk zu widmen, auch an anderen Schulen. In diesem Zusammenhang ist auch der Hinweis wichtig, dass die Schulsozialarbeit eine wertvolle Unterstützung für die Schulen darstellt und seit inzwischen zehn Jahren sehr gute Arbeit leistet. Dies sollte nicht wegen des bedauerlichen Vorfalles in Jenbach übersehen werden."
Auch die Aufgaben-Trennung zwischen Lehrpersonen und Schul-Sozialarbeit sei auf Landes-Ebene nun klar abgesteckt worden.

Gesamtschule, Migration, Lehre: Lintner spricht Klartext

Mittwoch, 04 September 2013
Freigegeben in Politik
TIROL  Im ROFAN-KURIER-Interview bezieht Landes-Schulratspräsidenten Bgm. Dr. Hans Lintner in einer für die Politik ungewöhnlichen Deutlichkeit Position zu den Themen „Migranten-Anteil an Schulen“, „Gesamtschule“, „Jugend-Arbeitslosigkeit“ und „Lehre mit Matura“.

Kinder, die der deutschen Sprache nicht ausreichend mächtig sind, werden zum Beispiel in Schwaz, Wörgl oder Innsbruck in „Sprachstart-Gruppen“ (in den Kindergärten) oder in „Sprachstart-Klassen“ in den Volksschulen speziell gefördert. Dies wird vor allem von GRÜNEN und türkischen Organisationen heftig kritisiert...

„Migrations-Hintergrund“

LINTNER: „Das Thema ist leider sehr ideologisch besetzt. Es ist ein Problem, wenn die Ideologie die Menschlichkeit zudeckt. Wir haben in Innsbruck beispielsweise Grundschul-Klassen mit einem Migranten-Anteil von über 70, 80 Prozent. Wenn man über den Anteil der Kinder mit Migrations-Hintergrund spricht und in diesem Zusammenhang von Problemen, muss man ganz klar sagen, dass ja auch Kinder von deutschen  oder französischen Eltern Migranten-Kinder sind. Mit denen gibt es aber keine Probleme. Auch mit Kindern von Kroaten gibt es keine Probleme. Eine Gefahr für die Bildung der Kinder selbst und auch für die Gesellschaft ist aber die selbst gewählte Abschottung – auch sprachlich – vor allem von türkischen Migranten-Gruppen. Und hier auch wiederum vor allem von anatolischen Gruppen.“

ROKU: „Kann das Bildungs-System gegen eine selbst gewählte Abschottung, die noch dazu an die jeweils nächste Generation vererbt wird, überhaupt  etwas ausrichten?“

LINTNER: „Die Kinder müssen der Unterrichts-Sprache folgen können. Sonst schaffen sie keine Ausbildung. Wir begegnen diesem Problem mit unseren Sprachstart-Gruppen und Sprachstart-Klassen. Das kann man auch nicht auf private Institute auslagern! Ich bin davon überzeugt, dass der Staat die Pflicht hat, bei jedem Kind die Bildungs-Aufgabe zu Ende zu bringen. Jedes Kind muss mit den Grundkenntnissen Schreiben, Lesen, Rechnen UND einer demokratischen Grundeinstellung die Schule verlassen.“

ROKU: „Sprachstart-Gruppen und -Klassen sind eine Diskriminierung, lautet die Kritik...“

LINTNER: „Ich kenne diese Vorwürfe. Und vor allem in Wörgl hat eine Gruppe von GRÜNEN und türkischen Migranten gegen die Zuteilung ihrer Kinder in Sprachstart-Klassen mobil gemacht. Der Landesschulrat wurde mit Einsprüchen überhäuft und musste diese alle prüfen... Aber es ist falsch, das als Diskriminierung hinzustellen. Kinder, die ein offensichtliches Problem haben, haben auch das Recht, dort gezielt betreut und gefördert zu werden. Es wird fast so getan, als wäre es unsozial, den Kindern mehr Zuwendung zu geben. Man muss die Integration ernsthaft anpacken. Man tut den Kindern nichts Gutes, wenn man gegen ihre Förderung hetzt. Und wenn es nicht möglich ist, ein Kind in der Volksschule zu unterrichten, dann brauchen wir auch die Sonderschule. Ich sage: Soviel Inklusion wie möglich, soviel Differenzierung wie nötig.“

„Gesamtschule und Jugend-Arbeitslosigkeit“

LINTNER: „Ich halte nicht viel von der Gesamtschule. Das ist ein marxistischer Ansatz. Alle bekommen das Gleiche. Also sind sie dann auch alle gleich. So funktioniert das nicht. Ich unterstütze diesbezüglich die Position von Bildungs-Minister Töchterle voll und ganz. Wir haben das beste Bildungs-System der Welt, auch wenn es täglich schlecht geredet wird. Aus der ganzen Welt kommen jetzt Experten zu uns und wollen sehen, wie wir unsere Jugend-Ausbildung organisieren, weil wir weltweit zu den Ländern mit der geringsten Jugendarbeitslosigkeit zählen.“

ROKU: „Worauf führst du die geringe Jugendarbeitslosigkeit in Österreich/Tirol zurück?“

LINTNER: „Vor allem auf das duale Ausbildungssystem und auf unser differenziertes Schulsystem. Wir sehen ja, was die Gesamtschule in anderen Ländern bringt: Nämlich Jugendarbeitslosigkeit. In Südtirol machen 70% der Kinder die Matura. Bei uns machen 30% die Matura und etwa 42% eine Lehre. Trotzdem steht Nord-Tirol in Sachen Jugend-Arbeitslosigkeit besser da.“

ROKU: „Was sagst du zu `Lehre mit Matura´?“

LINTNER: „Jemand, der nach der Lehre die Matura macht, wird kaum in diesem Beruf bleiben. Das ist etwas für die Söhne von Unternehmern, die noch zusätzliche Bildung absolvieren wollen. Wir haben hier einen falschen Ansatz: „Wer keine Matura hat, der ist nichts“. Wir müssen die Lehre aufwerten! Der Lehrabschluss muss eine Stellung auf gleicher Augenhöhe mit der Matura erhalten! Dafür muss es auch mehr Ausbildung in der Lehre geben: 1,5 Tage Berufsschule statt 1 Tag pro Woche oder 12 Wochen statt 8 Wochen pro Lehrjahr. Oder ein Lehrjahr mehr. Dafür muss man mit dem Lehrabschluss dann auch ohne Matura an eine Fachhochschule (FH) der eigenen Fachrichtung gehen können. Der, der schon 40 Stunden arbeitet, soll doch nicht nebenher noch die Matura machen müssen...“
ROKU: „Danke für das Gespräch!“
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