Noch ist nicht aller Tage Abend
Kickl hatte niemals auch nur die geringste Chance auf die Kanzlerschaft, da die ÖVP auf diese ohnehin niemals verzichtet hätte. Jedoch wird er wohl täglich dankbar dafür sein, dass dieser Kelch an ihm vorüberging: Dadurch muss er sich nicht täglich mit neuen Hinterhalten und Messerstichen vom Regierungspartner und diesem desaströsen Budgetdefizit abmühen. Ex-Finanzminister Brunner wurde vorsorglich aus der Schusslinie genommen und mit einem EU-Job für das Verschweigen der wahren Budgetzahlen belohnt. Die vordergründig, taktische Meisterleistung der ÖVP – mit den doppelgleisigen Regierungsverhandlungen und den Scheinverhandlungen mit der FPÖ – ist auf den ersten Blick voll aufgegangen. Nun darf nämlich die SPÖ auslöffeln, was ÖVP und Grüne angerichtet haben. Hauptsache die brüchige, von der EVP angeordnete Brandmauer gegen Rechts, hält auch dank der Selbstamputation der SPÖ durch die längst überholte Vranitzky-Doktrin. Wir alle werden schmerzlich miterleben müssen, wie die Talfahrt Österreichs weiter Schwung aufnimmt. Zudem dürfen wir uns weiter wundern, wie es möglich ist, weiterhin Nettozahler der EU mit freiwilligem, doppeltem EU-Beitrag zu sein. Aber wie man so schön sagt: Abgerechnet wird erst am Schluss. Wobei zu hoffen ist, dass es das Österreich, wie wir es bisher kannten und liebten, dann überhaupt noch gibt.
Anita Hell,
Jenbach
Sagen Sie uns Ihre Meinung! Sie ist uns wichtig. Leserbriefe werden nach Möglichkeit print und online veröffentlicht. Sie repräsentieren nicht unbedingt die Redaktions-Meinung, für den Inhalt ist einzig der Einsender verantwortlich. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor. Senden Sie Leserbriefe an: