
Importe aus Drittstaaten, die in der Produktion nicht den EU-Vorgaben unterliegen, regen Österreichs Bauern auf.Foto von Darla Hueske auf Unsplash
Kritik an Agrar-Importen aus der Ukraine
In einem offenen Brief an Landwirtschafts-Minister Norbert Totschnig (ÖVP) zieht der Obmann des UBV Tirol (Unabhängiger Bauernverband), Alfred Enthofer, gehörig vom Leder. Grund: Das Memorandum, das Totschnig mit der Ukraine unterzeichnet hat...
KUNDL UBV-Obmann Alfred Enthofer ärgert sich über das kürzlich von Landwirtschafts-Minister Norbert Totschnig (ÖVP) mit seinem Amtskollegen Agrarminister Witalij Kowal aus der Ukraine unterzeichnete Memorandum. Seit Jahren beschweren sich Landwirte in ganz Europa über die Agrar-Importe aus der Ukraine. Um die vom Krieg gebeutelte Nation zu unterstützen, hat die EU 2022 eine Zollbefreiung für Agrarimporte aus der Ukraine eingeführt.
UBV kritisiert "niedrige Standards"
Der UBV kritisiert in seinem Schreiben unter anderem, dass Europa und Österreich mit "illegalen Importen" aus der Ukraine überschwemmt würden, unter anderem mit Geflügel und vor allem Getreide. Angetrieben werden Frust und Ärger heimischer und europäischer Landwirte auch durch die Tatsache, dass für sie harte Auflagen und Kontrollen gelten, während diese bei Import-Produkten aus Drittstaaten – nicht nur aus der Ukraine – aber in dieser From nicht gelten. Der Aufwand, um die Auflagen zu erfüllen und der Bürokratie gerecht zu werden steigt, während die Preise aufgrund von Importen aus Drittstaaten (wie der Ukraine) stagnieren oder fallen. In Agrar-Importen aus Drittländern sehen heimische Bauern unlautere Konkurrenz, weil diese die hohen Produktions-Standards der EU nicht erfüllen müssen. Im Schreiben des UBV heißt es, aktuell dürfe "gentechnisch verändertes Getreide" aus der Ukraine importiert werden aber auch Geflügel und Tiere aus "unerträglicher Massentierhaltung".
Auch gentechnisch veränderte Futtermittel für Tiere kämen aktuell aus der Ukraine nach Österreich. Die Ukraine exportiert neben Geflügel und Weizen auch Eier, Zucker, Mais und etliche weitere Landwirtschafts-Produkte in die EU.
Laut Kritik des Niederösterreichischen Bauernbundes wurden auch Eier aus Käfighaltung nach Österreich importiert, deren Produktion hierzulande aber längst verboten ist.
ROKU-Anfrage an Minister
Die EU wird nach Angaben von Agrarkommissar Christopher Hansen die Einfuhr landwirtschaftlicher Erzeugnisse aus der Ukraine nach dem Auslaufen des aktuellen (Zoll)-Abkommens diesen Juni reduzieren.
Zur Kritik des UBV heißt es auf Anfrage des ROFAN-KURIER seitens des Landwirtschafts-Ministeriums: "Lebensmittel oder Futtermittel müssen den EU-Produktstandards entsprechen, um in die EU eingeführt werden zu können. Die Rechtsvorschriften der EU gelten für alle Handelspartner, auch für die Ukraine."
Und auf die Frage, WAS hier kürzlich unterzeichnet wurde: "Seit 2010 gibt es eine Absichtserklärung zwischen Österreich und der Ukraine zu Erfahrungsaustausch und Expertise in der Landwirtschaft. Im Rahmen des Staatsbesuches, an dem auch der ukrainische Landwirtschaftsminister Koval teilgenommen hatte, wurde diese bestehende Erklärung erneuert. Die Absichtserklärung enthält keinerlei finanzielle Zusagen und geht auch nicht auf den agrarischen Handel ein."
Inhalt der Erklärung seien unter anderem Erfahrungsaustausch in Bereichen wie Entwicklung landwirtschaftlicher Infrastruktur, Tierzucht und Pflanzenzucht, Tierwohl, Aquakultur etc...