Bürgermeister Bernhard Freiberger mit einem der Felsbrocken, die sich immer wieder am Fuß des Schlossbergs finden...

Felssicherung: Wer zahlt in Rattenberg?

"Schloss-Berg: Tödliche Gefahr für Rattenberg!", titelte die WÖRGLER RUNDSCHAU am 2. März 1977. Damals löste sich ein 1m3 großer Felsen aus der Wand und krachte in den kleinen Garten des Hauses Nr. 25. Mit einer großen Felsabräumung und einem Sicherungs-Netz wurde der Gefahr 1978 schließlich begegnet...

RATTENBERG In der Stadt Rattenberg gibt es wieder Niederschlag. Allerdings nicht in Form von Regen oder Hagel... In Form von Steinen. Immer wieder lösen sich Steinchen oder auch lebensgefährliche Steine und sogar Fels-Brocken aus der Wand unter dem Schlossberg. Betroffen sind knapp 20 Gebäude und laut Stadt-Gemeinde etwa 30 Besitzer. Nach dem Felssturz von 1977 wurde im Jahr darauf eine groß angelegte Fels-Räumungs-Aktion durchgeführt und ein Sicherungs-Netz gespannt. Doch die Sträucher haben längst alles überwachsen, das Netz ("ein besserer Maschendraht-Zaun", wie ein Besitzer sagt), hat Löcher.

Wer bezahlt?

Nach mehreren Steinschlag-Ereignissen in den letzten Monaten bemüht sich die Stadtgemeinde aktuell um eine Lösung. Denkmalschutz, Wildbach- und Lawinenverbauung und Landes-Geologie sind im Boot. "Nach einem Lokal-Augenschein schlug der Landesgeologe vor, wir sollten die Benützung der kleinen Gärten, die sich hinter den Häusern an der Wand des Schlossbergs befinden, untersagen, weil er hier Gefahr im Verzug sieht. Wir haben uns dann für das gelindere Mittel entschieden und "Benützung auf eigene Gefahr" vorgeschrieben", erklärt Bgm. Bernhard Freiberger dem ROFAN-KURIER bei einem Lokal-Augenschein. Eine Sanierung der Fels-Sicherung wäre höchst an der Zeit. Aber wer bezahlt? Dazu Freiberger: "Mit der Strompreis-Erhöhung und den sonstigen Kosten ist das Gemeinde-Budget sehr belastet. Laut unseren Erhebungen gehört der Fels bis unterhalb der Aussichts-Plattform zudem den Hauseigentümern... Hier kann ein Eigentümer sagen, dass er nicht möchte, dass wir die Büsche entfernen. Oder dass er da kein Netz haben will..." Laut Freiberger sei die allgemeine Meinung, dass die Gemeinde die Sicherungen zu bezahlen hätte, nicht richtig: "Das stimmt so nicht ganz. Es könnte sogar sein, dass die Grundeigentümer hier selbst zuständig wären."

"Grenzen unklar, Gemeinde schon früher zuständig"

Betroffen ist unter anderem Rechtsanwalt Dr. Alfred Schmidt. Auf Nachfrage des ROFAN-KURIER erklärt er: "Es gibt keine festgelegten Grenzen, was den Felsen hinter den Häusern betrifft. Die Frage, ob und wie weit der Felsen hinter den Gebäuden Eigentum der Stadt oder der Anrainer ist, ist nicht geklärt." Laut Auskunft Dr. Schmidt stammen die Grenzlinien noch aus dem Mittelalter, sie seien in den alten Büchern lediglich schematisch dargestellt...

Rechnung von 1978 als Beweis

Die betroffenen Anrainer sehen hier die öffentliche Hand in der Verantwortung: "Die letzte große Felsabräumung fand 1978 statt. Damals wurde auch ein Fangnetz angebracht. Die Kosten beliefen sich etwa auf 800.000,- Schilling. Den Großteil übernahmen das Land Tirol und die Stadtgemeinde, nur kleine Beiträge waren von den Anrainern zu leisten", erklärt Dr. Schmidt. Auch eine diesbezügliche Rechnung liegt den Anrainern vor. Diese wurde als Beweis für die Zuständigkeit bereits an die Stadt übergeben.

Autor: Mag. Christian Mück, Rechte: MP MEDIA & POWER GmbH - ROFAN-KURIER


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