Ein flächendeckendes Netz von Grundwasser-Wärmepumpen könnte Rattenberg mit Energie versorgen!

Rattenberg: Wärmepumpen für die ganze Stadt?

Tausende Österreicher nutzen in ihren eigenen vier Wänden bereits eine Wärmepumpe. In der Stadtgemeinde Rattenberg präsentierte man der Bevölkerung nun eine einzigartige Möglichkeit: Ein flächendeckendes Netz mit Grundwasser-Wärmepumpen zur Beheizung, Warmwasser-Aufbereitung und Kühlung der ganzen Stadt.

RATTENBERG Kürzlich fand für die Rattenberger Bevölkerung ein Informationsabend statt. Der Grund dafür: Für die Revitalisierung des Bauvorhabens "Altes Rathaus" wolle man mit einer Grundwasser-Wärmepumpe arbeiten. Im Zuge dieser Planung hat sich gezeigt, dass in Rattenberg eine Umstellung auf ein flächendeckendes Netz mit Grundwasser-Wärmepumpen möglich wäre.

"Anargienetz" mit Brunnen

"Ein Anargienetz ist eine Leitung mit Vorlauf und Rücklauf. Sechs Brunnen verbinden jeweils einen Stadtkreis mit einer Pumpe. Damit können die Häuser versorgt werden", sagt Dipl.-Ing. Josef Wurzer. Die Leitung ist so konzipiert, dass sich jedes Haus andocken kann. In jedes Haus kommt eine Grundwasser-Wärmepumpe. "Von dort kann auch das bestehende Heizungssystem aufgesetzt werden. Das Wasser kommt vom Grundwasser und fließt dann in den Inn", sagt Wurzer und fährt fort: "Das müssen aber nicht alle Häuser machen. Die benötigte Anzahl von Häusern pro Stadtkreis muss erst noch errechnet werden."

Zunächst: Machbarkeit prüfen

Um einen Überblick über das Interesse der Bevölkerung zu erhalten, bekam jeder Stadtbewohner einen Fragebogen. "Daraus können wir die Energiemasse erfassen und erkunden, ob das Projekt leistbar ist, oder nicht", sagt Wurzer. Der Informationsabend diente allerdings nicht als Projektpräsentation, sondern lediglich zur Information über den aktuellen Stand. "Wir sind dabei die Voraussetzungen zu prüfen", sagt Wurzer.

Das Publikum war beim Info-Abend sehr gespannt: Wird es künftig ein Netz von Grundwasser-Wärmepumpen in der Glasstadt geben?

"Kein Platz, der besser ist!"

Mit diesem Projekt würde die Stadt Rattenberg eine Vorreiterrolle einnehmen. "Ein Projekt dieser Art gibt es in ganz Europa nicht", sagt Ing. Josef Köttl (Energie-Quartier OG). Für Rattenberg bietet sich für den Hydrogeologen Dr. Gert Gasser eine großartige Möglichkeit: "In Tirol gibt es keinen Platz, der besser für so ein Projekt geeignet ist." Was also macht Rattenberg in Bezug auf dieses Thema so einzigartig? Bereits vor 32 Jahren hat Dr. Gert Gasser erste Aufschlussbohrungen geleitet: "Wir haben damals festgestellt, dass Rattenberg auf einem großen Grundwassersee liegt. Das ergibt sich aus der Nähe zum Inn und dem Austausch von Inn und Grundwasser." Die Möglichkeit, genug Grundwasser zu entnehmen, sei kein Problem. "Das ganze würde so passieren, dass man innerhalb des natürlichen Schwankungsbereichs des Grundwassers bleibt. Mit diesem Wasser kann man im Sommer kühlen und im Winter heizen. Für weitere Untersuchungen wurde bis ins Frühjahr ein Datenschreiber installiert, um die Zahlen von damals zu vergleichen", sagt Gasser. Aktuell steht das Projekt noch in der Planungsphase. Technisch gibt es keine Probleme. "Wir versuchen Förderstellen anzuzapfen", sagt Wurzer. Über das Grundwasser muss sich die Bevölkerung keine Sorgen machen. "Das wird in 100 Jahren nicht ausgehen", sagt Gasser.

Bgm. Bernhard Freiberger (Unabhängige Bürgermeisterliste) sieht in dem Vorhaben ein spannendes Projekt: "Ich begrüße die Initiative. Eine Energiewende umzusetzen ist allerdings nicht einfach. Einige Fragen sind noch offen. Kann es durch die Entnahme aus dem Untergrund zu Setzungen bei Häusern kommen? Da das Wasser wieder in den Inn kommt, verschlechtert sich die Situation bei einem Hochwasserereignis, speziell für die Gemeinde Radfeld. Das darf unter keinen Umständen sein! Der finanzielle Aufwand ist auch nicht außer Acht zu lassen."


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