Ein wiederkehrendes Bild im Amazonas-Regenwald: Jedes Jahr gehen mehrere Tausend Quadratkilometer Wald in Flammen auf.GREENPEACE / Fabio Nascimento

Amazonas: Unsere grüne Lunge brennt!

Der Amazonas-Regenwald gilt als die grüne Lunge der Erde und ist durch Waldbrände extrem gefährdet. Anfang dieses Jahres verbrannten 25 Prozent mehr Regenwald als im Vergleichszeitraum 2019. Doch die brasilianische Regierung verspricht Besserung. GREENPEACE sieht hier allerdings nur einen PR-Gag.

BRASILIEN Am internationalen Tag der Tropen machte die Umwelt-NGO GREENPEACE auf die Waldbrände im Amazonas-Regenwald aufmerksam. Die Zerstörung des tropischen Regenwaldes nahm zuletzt rasant zu. In der ersten Jahreshälfte wurden 25 Prozent mehr Wald zerstört als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. GREENPEACE rechnet vor: Über den ganzen Monat Juni wurden im Amazonas-Regenwald 2.248 Brände verzeichnet. Seit 13 Jahren gab es nicht mehr so viele Brände wie heuer. "Wird mehr abgeholzt, werden auch die Waldbrände verheerender. Es ist anzunehmen, dass die Brände im Amazonas-Regenwald dieses Jahr vermutlich noch heftiger als vergangenes Jahr wüten werden" weiß Meus.

Regenwald-Experte: "Erst der Anfang"

Für GREENPEACE-Wald-Experte Lukas Meus ist die aktuelle Situation erst der Anfang: "In den nächsten Wochen und Monaten wird im Amazonas Trockenheit herrschen. Gleichzeitig peitscht die brasilianische Regierung unter Jair Bolsonaro eine wirtschaftsgetriebene Anti-Umweltpolitik voran – das sind die perfekten Voraussetzungen für Viehzüchter und Landräuber, um den Regenwald anzuzünden und zu zerstören", erklärt er.  NGOs bauen seit Jahren international Druck auf Brasilien auf, um die Zerstörung des Regenwaldes zu vermindern.

Druck, der nun zu fruchten scheint. Die brasilianische Regierung hat Mitte Juli eine Reduzierung der Abholzung und der Waldbrände im Amazonas-Regenwald auf ein "akzeptables Minimum" zugesagt, berichtet der ORF. Der brasilianische Vize-Präsident erklärte, dass "Nullabholzung und wirtschaftliche Entwicklung einander nicht ausschließen" und betonte das "feste Engagement der Regierung für die Erhaltung und Entwicklung" des Regenwaldes im Amazonas. GREENPEACE sieht hier allerdings einen PR-Gag, "um von Bolsonaros Absichten abzulenken", sagt Meus.

Brände zu Gunsten der Wirtschaft

Ein Großteil der Feuer wird von Menschen gelegt, um die Flächen für wirtschaftliche Zwecke nutzen, etwa für Rinder- oder Soja-Farmen, zu können. Üblicherweise wird dafür zuerst der Regenwald abgeholzt. Was übrig bleibt, wird in der Trockenzeit in Flammen gesetzt. Für GREENPEACE ist auch die EU mitverantwortlich. Die NGO fordert ein stärkeres EU-Waldgesetz, mit dem der Import von Rohstoffen aus Regenwaldzerstörung verboten wird. Hier würde es etwa Rindfleisch und Sojabohnen betreffen.
Außerdem will die deutsche Regierung dieses Jahr während der Ratspräsidentschaft einen neuen Anlauf starten, den EU-Mercosur-Handelspakt mit südamerikanischen Ländern zu beschließen.
Gerade dieser Pakt würde die Zerstörung des Amazonas weiter anheizen, fürchtet GREENPEACE. Österreich, Frankreich, Belgien und die Niederlande sprachen sich bereits gegen dieses Abkommen aus. Das Nein ist umsowichtiger, denn "sonst wird in Zukunft ein noch viel größerer Teil des Amazonas der Profitgier zum Opfer fallen und österreichische Bauern einem noch brutaleren Preiswettkampf ausgesetzt werden", erklärt Meus.

Die EU-Kommission müsse dazu beitragen, dass das jährlich wiederkehrende Flammeninferno im Amazonas endlich ein Ende nimmt.


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