In Jenbach sollen erste Umsetzungen zum Hochwasserschutz starten. Die Anrainer wussten davon lange nichts...

Hochwasserschutz: "An einen Tisch setzen!"

Der Wasserverband Hochwasserschutz Mittleres Unterinntal plant Ende des Jahres die ersten Umsetzungen in Jenbach. Grundstücksbesitzer Norbert Rainer wusste davon erst Mitte Jänner. Eine Einigung wurde noch nicht erzielt. "Gemeinsam an einen Tisch setzen", lautet die Devise.

JENBACH Um das Gebiet in der Marktgemeinde Jenbach zu schützen, will der Wasserverband Mittleres Unterinntal in den kommenden Jahren Schutzdämme, einen Retentionsraum und ein Pump-Sperrwerk errichten. Die Umsetzung soll Ende 2023 starten und dauert voraussichtlich bis Ende 2026. Investiert werden rund 38 Millionen EURO. Die Pläne wurden einem der Grundstücks-Eigentümer, Norbert Rainer, aber erst Mitte Jänner präsentiert. Zu diesem Zeitpunkt berichtete der Wasserverband allerdings bereits über die Umsetzung des Projektes.

Im nordöstlichen Bereich der Zone befindet sich der Gießen-Bach. Hier ist ein Pump-Sperrwerk geplant.

Schleuse und Pumpsperrwerk

Norbert Rainer besitzt zwei Grundstücke, die sich auf dem geplanten Retentionsraum befinden. Eines davon grenzt direkt an den Verbindungs-Kanal des Achenseekraftwerks der TIWAG an. Laut den Plänen des Wasserverbandes ist am südlichen Ende des Grundstücks eine Schleuse geplant. "Die Idee ist, hier abzusperren und das Bergwasser reinzuleiten. Die Position der TIWAG im Hochwasserschutz ist allerdings noch nicht geklärt, das wissen wir nicht", sagt Rainer. Am nördlichen Ende des Retentionsraumes befindet sich der Gießen (Bach), der sich entlang der Unterinntaler Landesstraße (von Stans nach Jenbach) und anschließend durch Jenbach schlängelt, um schließlich in den Inn zu münden. Auf der Höhe des Achenseekraftwerks ist am Bach ein Pumpsperrwerk geplant. Dadurch werden die Wassermengen reguliert und der Wohnbereich ab dem Achenseekraftwerk geschützt. Die überflüssigen Wassermengen fließen aus dem Gießen in den Retentionsraum.

"Die Gemeinde Jenbach ist aktuell ab HQ30 (30-jähriges Hochwasser) einer massiven Hochwassergefahr ausgesetzt, was sich auch in den vorhandenen Gefahrenzonenplänen widerspiegelt", sagt Ing. Patrick Hörhager, GF des Wasserverbandes Mittleres Unterinntal. Hörhager merkt an, dass eine Umsetzung nur möglich sei, wenn eine Einigung mit den Grundbesitzern erzielt wird. Dort wo der Gießen in den Inn mündet gab es damals noch ein Sperrwerk. "Das hat die Gemeinde allerdings versäumt zu warten. Es wurde somit aufgelassen", sagt Norbert Rainer. Dazu Bgm. Dietmar Wallner (ÖVP): "Am Gießen gibt es kein Sperrwerk von der Gemeinde. Das Bachbett zwischen dem Achenseekraftwerk und dem Werk von INNIO-Jenbacher wurde in den letzten Jahren aufwendig und naturnah saniert." Bezüglich der Umsetzung der Schutzmaßnahmen ist Bgm. Dietmar Wallner zuversichtlich: "Hoffentlich 2023 oder 2024!"

Die roten Linien grenzen den geplanten Retentionsraum ein. Zwei Grundstücke gehören Norbert Rainer.

Quecksilber auf Retentionsraum

"Ein weiterer Punkt ist die kontaminierte Bodenprobe im Nordosten des Retentionsraumes", sagt Norbert Rainer. Die Bodenbefundung habe nämlich ergeben, dass der Boden Spuren von Quecksilber enthält. "Auf der anderen Seite der Unterinntaler Landesstraße liegen Schlackesteine, die hier abgeladen wurden. Die TIWAG setzt das Gelände einmal im Jahr unter Wasser. Dadurch wurde das Quecksilber aus den Schlackesteinen auf den Retentionsraum geschwemmt", sagt Rainer. Dazu Ing. Patrick Hörhager: "Aktuell laufen die Bodenbeweissicherungen und Wertfeststellungen im betroffenen Retentionsraum. Diese sollen bis Ende März abgeschlossen werden. Die chemische Analyse der Probenahme auf den Flächen liegen dem Wasserverband bis dato noch nicht vor." Für Norbert Rainer sei vor allem wichtig sich an einen Tisch zu setzen und eine "Lösung für alle", zu den "richtigen Konditionen", zu finden.


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