
Drei Photovoltaik-Anlagen installierte Josef Feyersinger an seinem Haus: Eine auf dem Dach, eine auf dem Wintergarten und eine an der Wand. Dadurch weiß er im Sommer gar nicht mehr, wohin mit der ganzen Energie.
Tüfteln statt zahlen für ein sparsames Zuhause
Während Energiepreise steigen, bleibt der gelernte Elektriker Josef Feyersinger gelassen. Im Gespräch mit dem ROFAN-KURIER erklärt der Tüftler aus Langkampfen, welche Energiespar-Maßnahmen sich bewähren und wie auch Mieter von Solarenergie profitieren können.
LANGKAMPFEN/WELT Ausgerüstet mit einer Liste seiner Energiespar-Maßnahmen und einer Aufzeichnung seiner Wasser- und Stromstände empfing Josef Feyersinger den ROFAN-KURIER in seinem Heim in Langkampfen. Bereits vor zwei Jahren zeigte der gelernte Elektriker, Heizungs-Monteur und Energiespar-Profi seine Tüfteleien. Eine Wintergarten-Lüftung, eine Abwasser-Wärmerückgewinnung oder eine Nordwand-Heizung: Durch die von ihm selbst installierten Maßnahmen lagen seine Stromkosten bei etwa Null. Aber auch für den Sommer hat Feyersinger passende Tipps, um ohne großes Schwitzen effizient durch die heißen Tage zu kommen.
ROKU: "Welche neuen Maßnahmen haben Sie seit unserem letzten Treffen an Ihrem Haus gesetzt?"
FEYERSINGER: "Keine mehr. Ich bin an dem Punkt angelangt, an dem es sich nicht mehr rechnet, weitere Maßnahmen zu ergreifen. Die Investitionen dafür wären zu groß und der Einspareffekt zu gering. Deshalb helfe ich anderen Leuten gerne weiter, damit sie ihren Energieverbrauch massiv reduzieren können."
ROKU: "Hat sich durch die steigenden Strom-Preise etwas an Ihren Stromkosten geändert?"
FEYERSINGER: "Nein, es ist immer noch alles gleich. Durch meine Photovoltaik-Anlage spare ich wieder mehr, obwohl der Strompreis gestiegen ist. Somit komme ich immer noch mit etwa Null raus."
ROKU: "Mit welchen einfachen Methoden kann man – vielleicht auch gerade im Sommer – Strom sparen?"
FEYERSINGER: "Grundsätzlich ist für jeden das Wichtigste, die Zählerstände aufzuschreiben. Ich führe seit 1991 eine entsprechende Liste. Im Abstand von einer Woche, immer am gleichen Tag, schreibe ich mir meine Zählerstände auf: Wärmepumpe, Wasserverbrauch, Tag- und Nachtstrombezug, Photovoltaik-Anlage... So kontrolliere ich meine Ausgaben. Meine Devise lautet: Die ersten zehn Prozent lassen sich mit geringem Aufwand einsparen. Die nächsten zehn Prozent erzeugt man dann durch Photovoltaik. Damit ist schon viel erreicht, ohne dass man auf Komfort verzichten muss."
ROKU: "Welche Maßnahmen bewähren sich in den Sommermonaten?"
FEYERSINGER: "Wenn es im Sommer in den eigenen vier Wänden zu heiß wird, helfen Rollläden oder Jalousien. Wichtig ist also prinzipiell, die Wärme gar nicht erst ins Haus zu lassen. Geräte mit Doppelnutzen wären zudem Klimaanlagen. Diese sollten jedoch nur in Verbindung mit Photovoltaik genutzt werden."
ROKU: "Wenn jemand ein eigenes Haus besitzt, ist es einfacher, entsprechende Maßnahmen und Umbauten umzusetzen. Was würden Sie Menschen raten, die in Mietwohnungen leben?"
FEYERSINGER: "Die Lösung ist ganz einfach: Balkonkraftwerke. Besitzt die Wohnung zudem einen Elektroboiler, wandert der Strom der Photovoltaikanlage direkt in die Erwärmung des Wassers. Die Gesetzeslage dazu ist auch einfacher geworden. Wohnungseigentümer können ein solches Kraftwerk nicht mehr so einfach ablehnen. Sie müssen allerdings davon in Kenntnis gesetzt werden. Die Kosten eines solchen Kraftwerks liegen aktuell nur zwischen 400,– und 500,– EURO."
ROKU: "Und was ist mit Mietern, die im Erdgeschoss wohnen oder über keine große Außenfläche verfügen?"
FEYERSINGER: "Man kann die Kraftwerke auch einfach an der Wand anbringen. Es gibt auch doppelseitige Module für Zäune. Meine Nachbarn haben diese bereits installiert. Je schräger sie aufgestellt sind, desto mehr holt man heraus."
ROKU: „Was wünschen Sie sich von der Politik in Bezug auf Energie?"
FEYERSINGER: "Windräder in Tirol genehmigen. Spanische Windräder von damals – heute sind die ja viel größer – produzierten in neun Stunden so viel Strom, wie ich das ganze Jahr benötige. Die ganzen Diskussionen, dass man im „schönen Land Tirol“ keine Windräder montieren könne, sind ebenfalls fragwürdig: Was ist dann mit den ganzen Seilbahnstützen? Wenn ich in Niederösterreich unterwegs bin, stören die Windräder ja auch nicht. Gerade an windigen Orten wie dem Patscherkofel wären sie äußerst effektiv. Auch die Annahmen über den Abrieb von Mikroplastik sind bei vielen Leuten leider falsch. Wenn dem wirklich so wäre, müsste hinter jedem Windrad ein Berg Plastikmüll liegen."