Dinkhauser: "Brenne noch immer für Politik!"
Was wurde eigentlich aus Fritz Dinkhauser, dem ehemals streitbaren AK-Präsidenten, ÖVP-Abtrünnigen und Gründer der "LISTE FRITZ"? Das hat sich der ROFAN-KURIER auch gefragt und hat den mittlerweile 84-jährigen, geistig voll auf der Höhe befindlichen Polit-Rebellen zu Hause in Innsbruck zum Interview besucht...
TIROL Über Jahrzehnte hat Fritz Dinkhauser Tirols Politik mitgestaltet: Als Präsident der Arbeiter-Kammer in Tirol, mit der er seiner eigenen Partei, der ÖVP, oft ein lästiger Stachel im Pelz war und dann, nach dem endgültigen Bruch mit seiner politischen Heimat als Gründer der LISTE FRITZ, die bei ihrem ersten Antreten 2008 aus dem Stand 18,35% und 7 Mandate erreichte. Dinkhauser ist heute 84 Jahre alt, geistig voll auf der Höhe und lebt mit seiner Frau in Innsbruck. Die beiden haben 6 Kinder und mittlerweile 17 Enkel...
ROKU: "Du hast 2008 eine Bewegung gegründet, die aus dem Stand sehr erfolgreich war. Wie war das im Vorfeld und was war dein Ziel?"
FRITZ: "Ich hatte zu Beginn kein Geld für das Gründen einer Partei – und keine einzige Bank in Tirol wollte uns Geld dafür geben! Die BAWAG in Wien hat uns schließlich geholfen... Wir hatten dann einen tollen Start. Und einige Große in der ÖVP, wie damals Andreas Köll, haben gesagt: 'Holen wir die in die Regierung und bilden wir einen großen bürgerlichen Block!' Aber ich glaube, dass sich der Günther Platter zu sehr vor uns gefürchtet hat. Schließlich habe ich ihn im AAB aufgebaut, als er noch ein ganz kleines Würstl war... Aber, dass uns die ÖVP als zweitstärkste Partei NICHT in die Regierung geholt hat, war für mich keine große Überraschung. Unser Ziel, die überwältigende Vormacht der ÖVP zu brechen, hatten wir ja erreicht. Das nächste Ziel muss jetzt in Tirol eine Regierung ohne die ÖVP sein..."
ROKU: "Was sagst du mit Blick auf die Bundespolitik?"
FRITZ: "Österreich hat eine Demokratie, die keine ist! Beispiel Regierungs-Bildungsauftrag durch Van der Bellen... Sie existiert nur an einem Tag: Am Wahltag. Man muss eine Regierung, die nicht passt, durch das Volk abwählen können! Das Volk muss bei wichtigen Fragen mitentscheiden! Wir brauchen eine Demokratie nach Schweizer Vorbild..."
ROKU: "Was hat dich damals eigentlich so aufgeregt, dass du diesen Schritt, diesen Bruch mit der ÖVP, vollzogen hast?"
FRITZ: "Vor allem meine soziale Bindung zu den Menschen. Ich habe Jahre lang versucht, die ÖVP von innen heraus zu lenken oder zumindest zu ändern. Der Walli (Alt-LH Eduard Wallnöfer) und ich haben früher gestritten, wie die Karner! Über alles mögliche. Aber der hat auch akzeptiert, dass es in einer Partei verschiedene Ansichten gibt und so hat man sich gegenseitig ein wenig beeinflusst. Der und vielleicht noch ein wenig der Herwig van Staa waren die letzten großen ÖVPler. Danach kam nichts Gescheites mehr nach... Es gibt bei uns keinen Wohlstand für die kleinen Leute! Es wird zu viel Politik für wenige Große gemacht. Die Agrargemeinschaften sind ein Beispiel dafür. Schade ist, dass GRÜN und ROT bei dem Thema mit den SCHWARZEN mitgegangen sind. Vor Gründung der LISTE FRITZ habe ich beschlossen, dass ich nicht mehr Teil dieser Macht-Bauern-Partei, dieser Bonzen-Partei sein will."
ROKU: "Die LISTE FRITZ hat dann herbe Rückschläge erfahren: Der Bruch mit Fritz Gurgiser 2009 mit Partei-Spaltung und 2012 der Tod Eures Klubobmannes..."
FRITZ: "Gurgiser wollte unbedingt bei uns mitmachen... und ich habe zugesagt, obwohl mich einige gewarnt haben. Es hat intern dann oft Streit gegeben, er hat viel opponiert. Es war wie es war... Das ging so nicht und es kam zum Bruch. Der Tod unseres Klubobmanns Bernhard Ernst hat mich sehr getroffen. ... Und nach meinem Herzinfarkt habe ich mich dann 2013 selbst aus den Funktionen zurückgezogen und die Notbremse gezogen."
ROKU: "Hast du 2013 geglaubt, dass deine Liste nochmals in den Landtag kommt?"
FRITZ: "Uhh... da stand es auf Messers Schneide! Aber damals hat es sich bewährt, dass wir Markus Sint und Andrea Haselwanter-Schneider die Verantwortung übertragen haben. Wären wir damals nicht knapp in den Landtag gekommen: Wer weiß, ob es die Liste heute noch geben würde..."
ROKU: "Deine Liste war 2008 eine Art Abspaltung der ÖVP. Ist sie heute noch eine echte, bürgerliche Alternative? Oder agiert sie zu weit links im politischen Spektrum?"
FRITZ: "Wir sind absolut eine bürgerliche Alternative zur ÖVP! Wir sind eine soziale und zu 100 Prozent der Gerechtigkeit verpflichtete Bewegung."
ROKU: "Wenn du heute zurückblickst: Was war ein Fehler in deinem politischen Leben?"
FRITZ: "Das Antreten bei der Nationalrats-Wahl. Das kostete sehr viel Geld und Energie... und wir haben mit der Niederlage bei dieser Wahl das Vertrauen vieler Wähler verloren. Ansonsten bin ich mit meinem Leben im Reinen und absolut zufrieden. Ich bin keinem Gegner böse, wenn ich heute zurückblicke."
ROKU: "Das letzte Wahlergebnis der Liste war gut, sie wächst. Ist die LISTE FRITZ eine politische Kraft, die in der Zukunft eine Regierungs-Beteiligung mit der ÖVP anstreben sollte?"
FRITZ: "Nein. Absolut nicht! Die ÖVP Tirol hat von Absoluter Mehrheit auf 34% abgebaut, sie muss sich regenerieren. Dringend! Die ÖVP ist am Ende... Das Regenerieren gelänge ihr nur in der Opposition, weg von den Hebeln der Macht! Es braucht hier einen Neustart. Aber der rückt immer näher. Es könnte in Tirol in absehbarer Zeit eine Regierung ohne ÖVP geben..."
ROKU: "Danke für das Gespräch!"