Fachärzte fordern ein Verbot von Kopfbällen bei Kindern unter zwölf. Die Folgen können oftmals schwerwiegend sein.pixabay.com

Verbot von Kopfbällen im Training bei Kindern?

Während Fachärzte aus vielen Ländern ein Verbot von Kopfbällen bei Kindern unter zwölf Jahren fordern, halten der ÖFB und der DFB ein altersgerechtes Training für ausreichend und angemessen. Der ROFAN-KURIER fragte nach...

ÖSTERREICH/WELT Neurologen, Hals-Nasen-Ohren-Spezialisten und Kinderchirurgen von der Hamburger Asklepios Klinik Nord fordern ein Verbot von Kopfbällen im Fußball mit Kindern unter zwölf Jahren. Sie kritisieren die Haltung des DFB, der lediglich auf eine altersgemäße Regelung setzt. Dazu Iris Stöckelmayr vom Österreichischen Fußball-Bund (ÖFB): "Der ÖFB empfiehlt seinen Vereinen, im Kinderfußballtraining nur noch äußerst eingeschränkt Kopfball zu üben, und wenn, dann ausschließlich mit Softbällen und Luftballons. Der ÖFB legt bei der Trainerausbildung viel Wert darauf, die kindgerechte Umsetzung des Kopfballspiels im Training und im Spiel noch stärker zu sensibilisieren."

Erhöhte Wahrscheinlichkeit

Für OA Dr. Martin Sawires, unter anderem Facharzt für Neurologie am BKH Kufstein, stehen starke und wiederholte Gehirnerschütterungen schon länger im Verdacht, negative Auswirkungen zu haben: "Zuletzt wurde in einer groß angelegten Studie in England nachgewiesen, dass neurodegenerative Erkrankungen bei ehemaligen Fußballprofis mit einer 3,4 bis 4,4-fach erhöhten Wahrscheinlichkeit auftreten als in der Normalbevölkerung." Ähnliche Hinweise liegen unter anderem auch für die Parkinson-Erkrankung vor. Schätzungen zufolge sind 31-37 Prozent der Gehirnerschütterungen im Jugendalter auf Kopfbälle zurückzuführen. Auf die Frage, wie er als Neurologe und Arzt über das Kopfball-Training bei Kindern denkt, fügte Dr. Sawires an: "Das ergibt nochmals eine spezielle Problematik. Das kindliche Gehirn befindet sich immer noch in einem Entwicklungs- und Reifungsprozess. Daher ist es nachvollziehbar, dass schädigende Einflüsse auf das Gehirn eines Kindes eine größere Rolle "spielen" können als auf das eines Erwachsenen." Wenn Kinder wiederholt Kopfbälle absolvieren kann dies zu funktionellen Veränderungen im Gehirn führen. Dadurch werden die Lernfähigkeit und die Entwicklung der Kinder beeinträchtigt. Insgesamt liefern die Erkenntnisse nur Anhaltspunkte für einen negativen Einfluss auf das Gehirn durch wiederholte Kopfbälle. Es bedarf weiterer intensiver Forschung in diesem Bereich.


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