Mag. Gerald Daringer ist österreichischer Rekordhalter im Eisschwimmen, „Ice Miler,“ Open-Water-Schwimmer und österreichischer Meister im Eisschwimmen über 1.000 Meter Freistil.Daringer

Schwimmen knapp über dem Gefrierpunkt...

Eisschwimmen wird in Österreich nicht nur noch aus gesundheitlichen Gründen oder zum Spaß betrieben. Jährlich trifft sich am Hintertuxer Gletscher, auf 3.200 Metern, die Eisschwimmelite, um zu trainieren. Die Temperatur des Gletschersees ist knapp über dem Gefrierpunkt.

ÖSTERREICH/WELT Mitte Jänner fand die Eisschwimm-Weltmeisterschaft in Samoëns (Frankreich) auf 1.000 Meter statt. 465 Schwimmer aus 42 Ländern, darunter sechs Österreicher, nahmen daran teil. Es handelte sich dabei um die fünfte WM, seit die International Ice Swimming Association (IISA) 2009 gegründet wurde.

Positive Effekte

Dr. Daniel Basic, Facharzt für Kardiologie, Innere Medizin und Sportmediziner aus Volders berichtet, dass es beim Eisbaden aus medizinischer Sicht gute Hinweise für positive, längerfristige Effekte auf das Herz-Kreislauf-System, Psyche und Immunsystem gibt. Vor allem in nordischen Ländern wird Eisbaden regelmäßig praktiziert. Bereits 400 Jahre v. Chr. beschrieb Hippocrates "förderliche gesundheitliche Effekte". Grundvoraussetzung für den kalten Badespaß ist jedoch ein gesundes Herz-Kreislauf-System. Als Reaktion auf die Kälte kommt es nämlich kurzfristig eine erhebliche Mehrbelastung des Herzens.

Alle Experten empfehlen vor dem Eisschwimmen den Hausarzt um Rat zu fragen und immer in Begleitung unterwegs zu sein. Betont wird jedoch, dass kontrolliertes Eisschwimmen gesundheitsfördernd ist. © Daringer

Fehlendes Wassergefühl

"Das Schwimmen im Eiswasser ist immer noch Schwimmen", sagt Ram Barkai (Gründer und Vorsitzender der IISA) auf die Frage, welche Unterschiede, abgesehen von der Temperatur, es im Vergleich zu den Schwimmwettkämpfen im warmen Wasser gibt. "Natürlich ist das Eisschwimmen anders, denn die Extremitäten können taub werden und damit fehlt dem Schwimmer das Wassergefühl. Der Energiebedarf steigt, um den Körper warm zu halten. Im kalten Wasser werden die Muskeln, Arme sowie Beine schwer und der Organismus wird mit weniger Sauerstoff versorgt, was zur Folge hat, dass die Konzentration und das Sehvermögen reduziert wird", sagt Barkai. Mag. Gerald Daringer, Präsident des Tiroler Behindertensportverbandes, ergänzt, dass im Grunde die gleichen internationalen FINA-Regeln gelten. Der Unterschied: Bei den Wenden (Kraul und Rücken) darf man keine Rollwendung machen. Zudem gibt es aus Sicherheitsgründen keine Startsprünge, sondern Wasserstarts. Dr. Iwan Nantschev, Facharzt für Innere Medizin in Achenkirch, sieht einige positive Aspekte, die das Eisschwimmen mit sich bringt – wie zum Beispiel die Stressreduktion und Förderung der geistigen Gesundheit durch die Freisetzung des "Glückshormons" Endorphin. Das kalte Wasser trägt auch zur Schmerzlinderung bei und stärkt das Immunsystem, regt die Durchblutung an und reduziert Entzündungs-Reaktionen.


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