Bauen wird immer teurer. Die neuen Kredit-Regelungen helfen Privaten dabei nicht unbedingt.Symbolbild

Eigenheim: Wer kann sich's noch leisten?

In den letzten Wochen und Monaten meldeten sich mehrere Leserinnen und Leser: Sie beklagen die hohen Immo-Preise. Verschärft wird die Situation durch die neuen Regelungen der EZB: 20 Prozent Eigenmittel, maximal 40 Prozent vom Netto-Einkommen als Kreditrate...

TIROL Verschiedene Gemeinden haben unterschiedliche Strategien, wie man der in Wahrheit völlig verhältnislosen Preissteigerung im Immobilien-Bereich entgegenwirken soll. Dafür ist es auch höchste Zeit: Aus dem Unterland gehen laufend Beschwerden in der Redaktion ein. Und zwar über "Wucherpreise" und "Preistreiberei", verursacht teils durch ausländische Makler. Das Übel: Jeder (!) EU-Bürger darf in Tirol Grund und Boden kaufen. Er darf nur keinen Freizeit-Wohnsitz begründen. Aber wie der ROFAN-KURIER berichtete, gibt es auch dazu jede Menge fantasievolle Beratungs-Leistungen...

Zum Mieten gezwungen

Viele Menschen bevorzugen es, in Miete zu leben: Keine Sorgen mit den Raten oder mit Instandhaltungen, kein Ärger mit dem Garten... Aber ein großer Teil hätte auch gerne Eigentum. Doch die Kombination aus wahnwitzigen Preisen, steigenden Zinsen und den neuen Regelungen im Kredit-Wesen (20 Prozent des Kauf- oder Baupreises müssen als Eigenkapital vorhanden sein, nur mehr 40 Prozent des Netto-Einkommens darf für Raten-Zahlungen herangezogen werden!) schließt Tausende Tiroler jetzt von vorne herein vom Grundverkehr aus. Anstatt den Menschen durch den "Schutz" ihrer Interessen etwas Gutes zu tun, bringt die Regelwut des Staates (wohl mehr der EU und der EZB) die Tüchtigen um die Möglichkeit, Eigentum zu erwerben. Viele Häuser in Tirol würden nicht stehen, wenn sich die Bauherren ihre Ziegel nicht vom Mund abgespart hätten. Sie haben jahrelang auf Luxus, Urlaub und Hobbys verzichtet, um ihre Raten zu begleichen.

"Dringend nachbessern!"

Diese Möglichkeit gibt es seit August 2022 nicht mehr! Alle, die nun nicht mehr in das "20/40"-Raster fallen, werden zum Mieten gezwungen. Dazu Sparkasse-Vorstand Friedl Anrain (SPK Rattenberg): "Hier braucht es dringend ein Nachschärfen der Regelungen. Gerade bei Zwischenfinanzierungen. Wir denken, dass etwa 1/3 der Privaten durch die neuen Regelungen nicht mehr bauen oder kaufen können. Und wie sollen die Menschen bei 1.000,- EURO Miete pro Monat 20 Prozent Eigenmittel ansparen?"

Wer profitiert davon?

Die Gewinner dieser Situation sind eigentlich ausländische Investoren, Superreiche und große Bauträger: Während sich viele den Kauf/Bau nicht mehr leisten können, trifft das auf große Investoren nicht zu. Sie können die horrenden Preise für Grund und Boden zahlen, bauen darauf die maximal verdichteten Beton-Klötze – und verkaufen die immer kleiner werdenden Wohnungen zu entsprechenden Preisen. In der Masse bleibt die eine oder andere Million hängen... Investoren, die beispielsweise in Deutschland sitzen und solche Wohnung kaufen und vermieten, kommen auch auf ihren Schnitt. Wenn auch später: Denn auch die Mietpreise haben kräftig angezogen. Auf der Strecke bleiben die Tirolerinnen und Tiroler, die für ihre Kinder vorsorgen wollen, oder die sich den Traum vom Eigenheim verwirklichen möchten... Ohne Geld von Verwandten, Eigenleistung und Hilfe von Familie und Freunden, wird Bauen mit diesen Regeln oftmals einfach nicht mehr möglich sein.

Autor: Mag. Christian Mück, Rechte: MP MEDIA & POWER GmbH - ROFAN-KURIER


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